Rees Gwerder Biographie

Rees Gwerder war einer der wichtigsten Vertreter der urchig-traditionellen Schweizer Volksmusik. Gwerder wurde wiederentdeckt durch den Musikfilm UR-Musig im Jahre 1993.

Geboren         30. Juli 1911, Muotathal SZ
Gestorben        4. Januar 1998, Arth SZ

Schwyzerörgeler, Sohn eines Bergbauern gleichen Namens, wuchs als ältestes von drei Geschwistern den Sommer über auf der Alp „Eigeli", in der übrigen Jahreszeit im Bergheimet seiner Eltern im Weiler Hürithal bei Muotathal auf.

Die ersten musikalischen Eindrücke empfing er als fünfjähriger Bub von seinem Vater, der sich um die Jahrhundertwende ein sechsbässiges Iten-Örgeli erstanden hatte, sowie von einigen der ersten Schwyzerörgeler überhaupt, wie Georg-Anton Langenegger („Egg-Basch“), Lienhart Betschart („Dr Lieneler“) und Alois Suter („Dr Lisabethler“).

Nach dem Besuch der Primarschule in Muotathal arbeitete er bis zu seinem vierunddreissigsten Altersjahr auf dem elterlichen Anwesen. Als Fünfzehnjähriger verfügte er bereits über einen Stock von 100 Melodien, in überwiegender Zahl kurze, zweiteilige, sogenannte „Stümpeli"-Tänze, die er sich nach Gehör angeeignet hatte. Er lernte denn auch sein Lebtag nie Noten schreiben und lesen.

Vor Antritt der Rekrutenschule erwarb er zu dem dazumal hohen Preis von 430 Franken seine erste, 60bässige „Eichhorn"-Schwyzerorgel, und am Fasnachtsmontag 1930 spielte er erstmals öffentlich im Restaurant „Alperöösli" in Schwyz zum Tanz auf. In dieser Zeit entwickelte er seine urwüchsige, einmalige Spielweise, in der er die nahezu 200 Kompositionen seines Repertoires vorzutragen pflegte. Neben der für das Muotathal charakteristischen Melodik ist dieselbe insbesondere gekennzeichnet durch überlieferte, oft fremdartig klingende Akkordfolgen, häufige Tonartwechsel, sowie durch das Spiel mit den Kreuz- bzw. Halbtönen. Schon früh gelangte er auch in den Besitz zweier weiterer „Eichhorn"-Schwyzerörgeli, eines 18bässigen in B und eines achtbässigen in C, die er neben der grossen 60bässigen Orgel wahlweise nach Art und Stimmungsgehalt eines Stückes einsetzt. 1932 beteiligte er sich erstmals an einem Wettspiel im „Rössli" in Seewen, das er auf Anhieb gewann.

Sein Wirkungskreis war in jüngeren Jahren das Muotatal, die Umgebung von Schwyz sowie Riemenstalden, wo er von 1939 an regelmässig während 29 Jahren aus Anlass der Kilbi musizierte. Später wirkte er hauptsächlich in Arth, zu welcher Gemeinde das Bergheimet „Gängigerberg" gehört, das er seit 1945, nach seinem Weggang aus dem Muotatal, bewirtschaftete.

Eine dreissigjährige, bis 1962 dauernde Partnerschaft verband ihn mit dem Bisisthaler Schwyzerörgeler Paul Suter (*1914), dessen Nachfolge 1960 Thomas Marthaler und 1965 Ludi Hürlimann antraten.

Im Zuge der Rückbesinnung auf die traditionelle Volksmusik wurde er anfangs der sechziger Jahre vom Toningenieur W.A. Wettler sowie dem Akademiker und Ländlermusiker Thomas Marthaler für die Schallplatte und das Konzertpodium entdeckt. Das Ergebnis waren 1962 eine erste Single-Schallplatte und insgesamt neuen Langspielplatten bis 1986. Damit, sowie durch viele Radio- und Fernsehsendungen hat er einen weit über seine engere Heimat hinausreichende Bekanntheitsgrad erlangt, wie es seine Auftritte in Deutschland, Frankreich und in den USA 1976 sowie 1984 bezeugen. 1974 legte er seinen kleinbäurlichen Betrieb in jüngere Hände, um sich fortan dem Schwyzerörgeliunterricht und dem Musizieren zuzuwenden.

Viele Schwyzerörgeler erlernten direkt bei Rees seine Tänze.
Er rauchte, schnupfte und wetterte über seine Umwelt bis zu seinem Tode am 4. Januar 1998.

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