Klanglandschaften: UR-Musig

Von Felix Aeppli: Zehn unvergängliche Momente des Schweizer Films 1954-2004 für Cinema 50, Marburg 2005

Klanglandschaften: UR-Musig (Cyrill Schläpfer, 1993)

Menschen, Töne und Melodien im Wechselspiel mit Landschaften und Alltagsverrichtungen. UR-Musig zerlegt den komplexen Begriff “Volksmusik” in seine Bestandteile und arrangiert die Komponenten neu in unendlichen Kombinationen, und dies mit einem Soundtrack, der süchtig macht. Es ist der Film für die einsame Insel, ein Film, der nichts mehr erklärt, sondern “nur noch” zeigt und akustisch erlebbar macht. Und wir sind eingeladen, die Höhepunkte wie auch die Widersprüche selber zu erspüren, etwa dann, wenn die Kamera in einer Werkstatt beim Soundcheck für ein repariertes Schwyzerörgeli über historische Fotos gleitet, um in der Spraydose beim Insektenbekämpfungsmittel zu landen.

Im Appenzellerland formiert sich eine Kapelle und spielt Streichmusik. Daheim unterrichten die weitgereisten Cracks der Volksmusik ihre Kinder. Rees Gwerder, mit seiner unvermeidlichen “Krummen” der heimliche Star des Werks, lauscht aufmerksam den Weisen seines Schwyzerörgelis, eine Einstellung, die in eine Aussenszene übergeht, in der der Musiker und Komponist das Vieh im frühabendlichen Nebel in den Stall geleitet. UR-Musig ist ein Film über eine Schweiz, wie sie vielleicht nicht mehr lange besteht. Aber, wer weiss: Vielleicht trägt dieser Film etwas zu ihrem Überleben bei?

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